August/September 2020 - In Corona-Zeiten auf die
Kanaren, why not. Lanzarote war die Insel unserer Wahl. Zum Zeitpunkt des Abflugs waren die Kanaren und damit auch Lanzarote nicht als Risikogebiet ausgewiesen! Wir waren bei dieser Tour zu
viert. Der Sohn samt Freundin war mit von der Partie. Die erste gemeinsame Reise. Lange geplant und doch letztlich sehr kurzfristig entschieden und gebucht. Das allgegenwärtige Virus und die sich
dadurch ständig ändernde Situation allenthalben lässt kaum Spielraum für Weitsicht, auch und insbesondere was Urlaubsplanung betrifft. Am (ganz) frühen Morgen und nach sehr wenig Schlaf, brachte
uns ein Grossraumtaxi an den vom Wohnort nur rund 10 Fahrminuten entfernten Airport. Ziemlich ruhig war es da. Nach dem einchecken hiess es warten. Trotz der unchristlichen Uhrzeit waren wir
nicht besonders müde. Die Vorfreude hielt uns wach. Um kurz nach halb sieben in der Früh ging es los, Abflug. Die Condor-Maschine startete Richtung Südwesten, Richtung Atlantik. Endlich Urlaub,
endlich raus aus Home-Office und Co., was anderes sehen als den örtlichen Rewe, den lokalen DM, die immergleichen Nachbarn. Selbst die Krähen im Garten waren immer die gleichen. Wahrscheinlich.
Sie trugen immerhin keine Masken. Die Glücklichen...
Die Boeing 757 war überraschend voll. Wir hatten wie üblich XL-Sitze am Notausgang, das passte schon mal. Der Sohn und seine Partnerin sassen weiter vorne. Die Dame hatte einen Business-Seat gebucht, welcher sich als ziemlicher Flop entpuppte. Kaum mehr Beinfreiheit, lediglich ein freier Mittelplatz war gegeben. Immerhin das Essen kam zeitig bei ihr an, nun ja. Nach gut einer Stunde gab`s auch für die Economyplätze den Bordservice. Ich orderte einen Rotwein. Es war nicht mal 8 Uhr in der Früh. Ich fragte mal diskret bei der Flugbegleiterin nach ob ich denn der einzige Passagier bin der Wein bestellte. "Ja"! Auweia. Aber, so wurde mir zugetragen, "Sekt geht ganz gut weg". Na dann, bin ich also doch nicht der Einzige der zu so früher Stunde Alkohol konsumiert. Nach rund 4 Stunden waren wir am Ziel. Der Flug war äusserst ruhig und pünktlich. Die 4 Koffer kamen auch sehr zeitig an. Jetzt mussten wir nur noch den vorbestellten Mietwagen abholen. Auch das klappte reibungslos. Wow, welch ein Schiff, dachte ich mir beim Anblick des Honda CR-V. Ein SUV, bequem, geräumig, leise. Privat händele ich eine eher enge, hartgefederte, schnelle und nicht besonders leise Kompaktlimousine, das ist eine andere (Auto)-Welt. Ich fühlte mich im Honda wie ein Trucker. On the Road again. Erstmal aus der engen Parklücke am Flughafen raus und ab nach Playa Blanca in den Süden der Insel.
Wir waren ein bisschen früh, die gebuchte Villa noch nicht
bezugsfertig. Was tun? Essen gehen, das ist immer eine gute Option. Wir fuhren zum Jachthafen. Es gab Tapas. Dazu ein Bierchen, frisches Brot, klasse. Fische füttern war auch noch drin. Mit dem
Segen der Lokalbesitzer. Sie sollen wohl schnell fett werden, dann kommen sie zeitnah auf die Speisekarte fürchte ich. Die Fische sind natürlich gemeint. Kurz vor 14 Uhr Ortszeit war es dann
soweit, wir waren am Ziel. Wir standen vor der Villa Azahar Suites. Erster Eindruck, sehr schick. Nach Entgegennahme der Schlüssel und kurzer Einweisung konnte der Urlaub beginnen. Die Unterkunft
war spitze. Innen mit allem ausgestattet was so benötigt wird; Spülmaschine, Backofen, XXL-Kühlschrank, mehrere stylische Bäder und noch einiges mehr. Aussen verfügt das Haus über einen schicken
Pool, einen Grill, eine überdachte Terrasse, eine Lounge-Ecke und sogar eine Tischtennis-Platte. Es war tatsächlich nahezu alles da was das Herz begehrt. Den Pool teilten wir übrigens von Tag 1
an mit einem aufgeblasenen Einhorn von der Grösse eines Kleinwagens. OK, sagen wir von der Grösse eines Smart, dann passt`s aber. Zu sehen ist das Einhorn im ersten Foto der Galerie. Ich verrate hier nicht wer von uns Vieren das dringende Bedürfnis nach dem Teil hatte.
Der erwähnte Kühlschrank war natürlich leer, musste also noch befüllt werden. Nichts leichter als das. Grosse Supermärkte gibt`s zur Genüge. Die spanischen Hiper-Dinos waren überall zu finden, aber auch Spar-Märkte. Wir wollten aber nicht nur kochen und grillen, nicht nur Selbstverpfleger sein, wir suchten auch diverse Restaurants auf. Am ersten Abend zog es uns ins normalerweise boomende und lebhafte Zentrum Playa Blancas, welches direkt am Atlantik liegt. Es war erschreckend leer, die Lokalitäten mässig bis schlecht besucht, ein sehr trauriger Anblick. Wir wählten ein halbwegs ordentlich gefülltes Restaurant und bekamen ordentlich grosse Portionen Fisch. Schwammen bestimmt mal im Jachthafen. Der Fisch schmeckte durchaus gut. Nicht weltklasse, aber gut. Der Preis war auch ordentlich, will sagen eher teuer.
Zur Unterhaltung trugen die hauseigenen Papageien der Gaststätte (Foto rechts oben) bei, die einige spanische Sätze zum Besten gaben und die Gäste auch am Tisch heimsuchten. Drollig, witzig, schön. Nach dem Essen wurden wir gefragt ob
es denn ein Schnäpschen sein darf. Ein Schnäpschen? Klar, klingt gut, klingt klein, kann man machen. Ich entschied mich für irgendwas mit Whisky. Der Whisky kam. Nicht im Schnapsglas, im 0,3
Liter-Glas und dieses Glas war nahezu halbvoll. Um Himmels Willen. Es war unmöglich diese Menge abzuschütten. Für mich zumindest. Fahren musste ich glücklicherweise nicht mehr. Der Sohn trinkt
als bekennender Sportler nichts und brachte uns sicher und souverän zurück in die Villa, wo wir selig die erste Nacht verbrachten.
Am nächsten Morgen, wir waren ausgeschlafen und bester Laune, machten wir einen ersten Trip. Wir fuhren in den Küstenort El Golfo. In diesem Ort gibt es eine der grössten Sehenswürdigkeiten Lanzarotes zu bestaunen. Die giftgrüne, gleichnamige Lagune die rund 50 m vom Meer entfernt liegt. Ganz schön windig war es da. Da fliegen die Aerosol-Teilchen nur so umher, ha ha. Auch der zerklüfteten Felsenküste Los Hervideros statteten wir an diesem Tag einen Besuch ab. Ach, apropos Aerosole, das Ganze übrigens immer mit Maske. Auch im Freien hiess es auf Lanzarote "Maske auf", nun ja. Ich möchte da nicht näher drauf eingehen. Die Kanaren hatten zu diesem Zeitpunkt recht hohe Infektionszahlen, waren aber immer noch nicht als Risikogebiet ausgewiesen. Dies sollte sich noch ändern.
Trotz oder gerade wegen dem unsichtbaren Feind Corona, wir genossen die Tage auf der äusserst ruhigen Insel und in unserer schicken Villa. Ob beim fotografieren, beim Karten spielen, oder beim rumalbern im Pool, wir hatten `ne Menge Spass und Abwechslung. Eins fehlte allerdings noch. Wir hatten bisher in jeder Unterkunft in den vergangenen Jahren, ob am Mittelmeer oder am Atlantik, Katzenbesuch. Egal ob wir eine Finca in Mallorcas ruhigem Hinterland bewohnten, oder eine Villa am Meer auf den Kanaren, die Stubentiger besuchten uns in aller Regel schon am ersten Tag. Wo immer sie auch herkamen, sie kamen um zu bleiben. Solange wir vor Ort weilten waren die Katzen auch da. Sie fühlten sich wohl. Immer und überall! Hier tat sich erstmal nix diesbezüglich. Es dauerte volle 5 Tage, dann kam sie. Lotte (Foto). Lotte, den Namen bekam sie spontan, war schwarz wie die Nacht, hatte einen weissen Brustfleck, ein leicht angeknabbertes Ohr und war ziemlich strange. Nein sie war sehr strange, das trifft es eher. Auch sie kam um zu bleiben. Ein bisschen angefüttert, dezente Streicheleinheiten, das reichte ihr wohl. Immer kurz nach Sonnenuntergang erschien sie. Lotte genoss das streicheln, bockte und agierte dabei aber wie `ne Ziege. Buckel raus, Kopf hoch, keine Ahnung was die Show sollte, sie war wie erwähnt höchst seltsam. Aber lieb! Meistens. Sie haute nur 1mal mit der Pfote nach mir, mit den Krallen voraus. Es blutete leicht. Hatte ich den Hieb verdient? Keine Ahnung. Ich glaube nicht. Lotte verbrachte immer die Nächte auf unserer Terrasse, in der Lounge auf weichen Kissen, jawoll. Ist aber auch bequem da. Das wissen auch Katzen zu schätzen.
Es war eine schöne, unbeschwerte Zeit, allerdings beobachteten wir mit Sorge die steigenden Infektionszahlen auf Lanzarote und den anderen Kanaren-Inseln. Eine Reisewarnung, so sie denn kommen sollte, hätte Folgen. Nicht zwingend für uns, da wir eh seit längerem im Home-Office arbeiten und eine Quarantäne kaum einen Unterschied ausmachen würde, aber für unsere Mitreisenden. Beide können berufsbedingt keine Quarantäne gebrauchen. Home-Office wäre in deren Job schlicht nicht möglich. Definitiv nicht. Noch war alles im Lot.
Das Wetter hatte nach anfänglichen Durchhängern mittlerweile eine absolute Wohlfühltemperatur erreicht. Es war auch im Lot. Rund 30 Grad, dazu eine leichte Brise, Sonne von früh bis spät, das passte mal so richtig. Selbst ein Tischtennis-Match war mittlerweile möglich. Daran war an den ersten Tagen nicht zu denken. Es war schlicht viel zu windig. Die Bälle flogen überall hin, nur nicht da wo wir es wollten. Nein, wir sind keine blutigen Anfänger, es lag wirklich am Wind. Bei Windstille waren wir gut, richtig gut, es kamen klasse Ballwechsel zustande. Teilweise sah es nach einem Match Timo Boll gegen Dimitrij Ovtcharov aus. Na ja, mit ganz viel Fantasie und rein subjektiv betrachtet. Die Wahrheit ist, wir würden gegen die Beiden keinen einzigen Ball retournieren, so schaut`s aus.
Einmal die Woche besuchte uns auch ein "Pool-Reiniger". Sein Job war es, nun
ja, den Pool zu reinigen. Soweit, so normal. Wie stellt ihr euch einen Pool-Reiniger vor? Er war jung und brauchte das Geld, so was in der Art, richtig? Unserer war Mitte/Ende 40 und wohnte
einige Häuser weiter in einer Villa die der unsrigen in nichts nachstand. In seinem Hof parkte neben einem dicken Motorrad noch ein Cabrio und ein weiterer recht neuer Wagen. Seine Klamotten
waren von namhaften Modedesignern, sein englisch exzellent. Der Kerl schaut sich also den ganzen Tag Mädels im Bikini an die irgendwo am Pool liegen, reinigt selbigen und bekommt dafür einen
Haufen Geld. Ich gehe mal davon aus, daß er noch `nen "richtigen" Beruf hat, ansonsten möchte ich den Job auch machen. Jetzt mal im Ernst, supernett war unser "Pool-Man" und immer hilfsbereit und
kompetent, nicht nur wenn es ums Schwimmbad ging.
Es lief alles bestens, bis es kam wie es kommen musste. Anfang September knallten uns die Push-Nachrichten aufs Handy. Lanzarote und die gesamten Kanaren wurden zum Risikogebiet erklärt. Keine Ahnung wer uns das "eingebrockt" hat. Der omnipräsente Jens Spahn, Dauermahner Markus Söder, Lothar Wieler vom RKI, Angela Merkel höchst persönlich, ist auch egal. Sie alle machen nur ihren verdammten Job. Es ist nun mal passiert, Risikogebiet, Reisewarnung. Nach dem ersten Schock fingen wir uns wieder. Für den (erwachsenen) Nachwuchs war die Reise damit allerdings praktisch vorbei. Der nächste Flieger nach Frankfurt war ihrer. Es blieben uns noch einige wenige gemeinsame Tage, die wir bestmöglichst nutzten. Das erstaunlich warme Meer (Foto) wurde beispielsweise nochmal aufgesucht. Es gab auch noch ein paar sehr gute Essen, u. a. vorzügliche Steaks (für Alle medium) im "El Argentino" in Playa Blanca. Dann war es schliesslich soweit, es hiess Abschied nehmen. Wir fuhren die Beiden recht früh zum Flughafen nahe der Inselhauptstadt Arrecife, wo sie mit Ryan-Air nach Frankfurt flogen. Jetzt waren wir also einige Tage alleine. Demoralisiert hat uns das nicht. Gefühlt waren wir die letzten 20 Jahre alleine unterwegs in der Welt. Gefehlt haben uns die Zwei aber letztlich doch. Die gemeinsame Zeit war echt toll und wir möchten sie nicht missen. Bitte gerne eine Wiederholung, wann und wo auch immer.
Auch wir waren nicht gerade erfreut über die Reisewarnung. Es hiess u. a. für uns direkt nach Ankunft in Frankfurt einen Coronatest zu machen und bis zum (negativen) Ergebnis mit dem Ar... zuhause zu bleiben, juhu. Wir hatten uns gerade mit der Situation arrangiert, da gabs die nächste, ziemlich schlechte Nachricht. Per Mail wurde uns ganz trocken mitgeteilt dass unser Heimflug nach Frankfurt gestrichen wurde. Wir wurden umgebucht. Es ging nach Düsseldorf. Tolle Stadt, gewiss, aber in diesem Falle und für uns nicht toll. Und es ging über Teneriffa. Auch `ne tolle Insel, glaube ich, aber in der Situation isses nix. Statt eines Direktfluges nach Frankfurt schickte man uns also über Teneriffa nach Düsseldorf. Unsere gebuchten (und bezahlten) XL-Plätze wurden auch gestrichen, läuft!
Nun ja, noch hatten wir 2 Tage Urlaub. Wir machten das Beste daraus, bevor es nach Hause ging. "Das Beste daraus machen", hmm, oberflächlicher geht's ja kaum. Für diese literarische Meisterleistung bekomme ich sicher nicht den Pulitzer-Preis. Bekommen haben wir aber letztlich doch unsere XL-Sitze. Ein bisschen meckern beim Check-In hat da geholfen. Die Maschine war nahezu ausgebucht. Nach dem kurzen Stopp in Teneriffa-Süd (schöner Flughafen da) ging es in die Landeshauptstadt Düsseldorf, wo uns schon der Sohn erwartete. Ein etwas anderes Wiedersehen. Er besuchte einen Freund in Köln und hat dies mal eben mit unserer Abholung um Mitternacht(!) am Airport in Düsseldorf verbunden. Eine tolle Sache und alles andere als selbstverständlich. Einigermassen entspannt erreichten wir schliesslich Frankfurt. Am nächsten Morgen, nach ein paar Stunden Schlaf, ging es dann direkt zum Flughafen den Pflichttest machen. Das war kein Akt. Wir hatten uns schon auf Lanzarote "online" dafür registriert und mussten von daher kaum warten bis wir an der Reihe waren. Der "Abstrich" im Rachen war im Übrigen weniger unangenehm als befürchtet. Einige Stunden später kam schon das (negative) Ergebnis, alles gut. Bei uns allen war das Ergebnis negativ, so viel Zeit muss sein.
Rückblickend war es eine gelungene Reise . Gelungen trotz aller Widrigkeiten,
mit denen man in diesen Zeiten wohl immer rechnen muss und sollte. Wir hatten eine richtig gute, saubere Unterkunft, wunderbares Wetter, viel Ruhe und jede Menge Spass zusammen. Das war und ist
entscheidend.
Infos
Reisezeit: Lanzarote ist wie alle kanarischen Inseln ein Ganzjahresziel. Nicht für mich, da meine
Wohlfühltemperatur bei 25 Grad beginnt, aber generell schon. Selbst im Winter fallen die Temperaturen kaum unter 20 Grad, für die meisten Urlauber absolut ausreichend. Regen fällt höchst
selten.
Visa: Ein Visum ist nicht erforderlich. Lanzarote gehört zu Spanien und damit zur EU. Ein gültiger
Personalausweis reicht aus für einen Trip auf die Vulkaninsel.
Zeitverschiebung: Im Sommer gehen die Uhren auf Lanzarote 1 Stunde zurück im Vergleich zur deutschen Zeit.
Währung: Machen wir`s kurz. Auf Lanzarote könnt ihr mit Euro bezahlen, Punkt. Achso, mit Karte natürlich auch,
ist klar.
Anreise: Etwas schwierig in Corona-Zeiten. Condor fliegt auf die Insel, normalerweise! Viele andere Airlines
auch, normalerweise. Das sieht natürlich anders aus, wenn Lanzarote als Risikogebiet gelistet ist. Dann bitte stets bei den Fluglinien informieren was Sache ist und immer mit Überraschungen in
Form von Flug-Ausfällen oder Umbuchungen rechnen.
Sicherheit: Lanzarote ist sehr sicher. So sicher wie ein bayerisches Dorf. Oder
ein pfälzisches, ein sächsisches. Sucht es euch aus. Gewaltverbrechen gibt es praktisch nicht. Hin und wieder gibt es an abgelegenen Stränden Mietwagen-Aufbrüche, welch ein Wort. Lasst nix im
Wagen liegen, dann seid ihr safe.